Wie schont man seinen Stütz- und Bewegungsapparat, ohne deshalb geringere oder schlechtere Leistung zu erbringen? Wie kappt man die unfallträchtigen Stressspitzen auf der Baustelle? BAUfit, ein wissenschaftlich fundiertes Präventionsprogramm der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt, hat Antworten auf diese Fragen. Jeder Baubetrieb in Österreich kann dieses Programm in Anspruch nehmen.
Risikogruppe Bauarbeiter
Bauarbeiter gehören nicht nur zu den höchst gefährdeten, sondern auch zu den am meisten belasteten Arbeitnehmern. Jeder zehnte Bauarbeiter erleidet einmal jährlich einen Arbeitsunfall, und mehr als zwei Drittel aller Bauarbeiter müssen vorzeitig in (Invaliditäts-) Pension gehen. Studien belegen, dass ein Bauarbeiter pro Tag bis zu acht Tonnen Last zu heben hat.
Die schwere körperliche Arbeit unter oft widrigsten Bedingungen und ständigem Zeitdruck führt zu frühzeitigem körperlichen Verschleiß und permanentem Stress. Um überhaupt arbeitsfähig zu sein, gehört die tägliche Einnahme von Medikamenten auf Baustellen schon fast zum Alltag. Hand in Hand damit geht ein enormer Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen. Viele qualifizierte Facharbeiter wechseln deshalb die Branche, was für die Bauwirtschaft insgesamt und für jeden einzelnen Betrieb einen enormen Wissens- und Erfahrungsverlust bedeutet.
Mit BAUfit Krankenstände deutlich reduziert
Um dem entgegenzuwirken, hat die AUVA BAUfit, ein Programm gegen Unfälle, vorzeitige Abnutzung und Stress, entwickelt. Die Auswertung der bisher durchgeführten „BAUfit-Pakete“ – so die Bezeichnung für die unterschiedlich umfangreichen Programme – ergibt im Durchschnitt eine Reduktion der Arbeitsunfälle und eine Verringerung der Krankenstandstage um rund ein Drittel. Ausgehend von der Annahme, dass rund sechs Prozent der Ausfallzeiten auf Krankenstände entfallen, erspart sich ein Unternehmen mit 50 Bauarbeitern somit Mehrdienstleistungen und Fremdpersonal in Höhe eines Mannjahres.
Im Rahmen von BAUfit werden den Bauarbeitern vor allem körpergerechtes Arbeiten und bewegungsergonomische Abläufe vermittelt: Es sind einfache Dinge wie richtiges Heben und Tragen, das Wegdrücken statt des Herziehens von Geräten und Baumaterialien oder ganz einfach auch nur das Abstützen des Oberkörpers mit dem Ellenbogen auf dem eigenen Knie. In weiterer Folge werden Ausgleichsübungen angeboten. Dabei erfahren die Bauarbeiter von erfahrenen AUVA-Trainern, wie sie ihre Muskulatur mit einfachen Bewegungen entspannen. Nach langem Stehen auf der Leiter oder nach einseitigen Belastungen wirken diese Übungen wahre Wunder. Zu BAUfit gehört aber auch die Vermittlung arbeitspsychologischer Erkenntnisse an die Unternehmensführung und an die Baustellenleitung. Denn oft reicht schon die Art und Weise der Weitergabe einer Nachricht aus, um beim Gegenüber Stress auszulösen oder – im positiven Fall– abzubauen.
Drei Pakete stehen zur Wahl
Derzeit bietet die AUVA drei verschieden umfangreiche BAUfit-Pakete an: das Schnupper-, das Classic- und das Professional-Paket. Die AUVA fördert deren Umsetzung durch die Übernahme von 60 Prozent der Kosten des jeweiligen Pakets. Ab 2013 wird es eine Umstrukturierung unter Beibehaltung der bisherigen Inhalte der BAUfit-Pakete geben: Ein Modulsystem soll eine exaktere Anpassung an die Wünsche der Baustellen und Betriebe ermöglichen. Zusätzlich zu einem Basispaket stehen Module zur Stressreduktion, gegen Burn-out, zur Multiplikatoren-Ausbildung zur Auswahl. Weitere Informationen erhalten Sie beim Autor, in der Abteilung für Unfallverhütung und Berufskrankheitenbekämpfung der AUVA sowie im Internet unter www.auva.at.
Die BAUfit-Pakete
Alle Pakete beinhalten den BAUfit-Sicherheitscheck und das BAUfit-Bewegungstraining.
Und so funktioniert es:
Wenn sich ein Bauunternehmen für eines der BAUfit-Pakete entschieden hat, reicht er bei der AUVA um Kostenerstattung ein. Nach Erhalt der Bestätigung beauftragt er einen autorisierten BAUfit-Trainer seiner Wahl mit der Durchführung. Nach Abschluss des Programmes übernimmt die AUVA 60 Prozent der Kosten. Den Rest und die Kosten für die Teilnehmer (Arbeitszeit, innerbetriebliche Organisation) trägt der Betrieb.
Mit dem wissenschaftlich evaluierten BAUfit-Programm der AUVA lässt sich die Zahl der Arbeitsunfälle und Krankenstandstage am Bau deutlich reduzieren. Analysen der bisherigen BAUfit-Projekte zeigen, dass beispielsweise die Zahl der Krankenstandstage bei Bauarbeitern, die im Rahmen von BAUfit betreut wurden, um ein Drittel gesenkt werden konnte. Gesunde Bauarbeiter erbringen zudem höhere Leistungen und fühlen sich körperlich wohler.
[Quelle: http://www.sicherearbeit.at, Erích Bata ]